Samstag, 6. Oktober 2007

Frankfurter Autofahrer

Frankfurter Autofahrer

Frankfurt ist eine kleine Stadt. Trotzdem gibt es hier viele Autos. Das verwundert nicht, ist vielmehr in anderen Städten genauso. Das innerstädtische Straßennetz besteht aus einem einzigen Einbahnstraßenlabyrinth. Ortsunkundige, die sich dort verirren, finden so schnell nicht wieder raus.
Der Frankfurter Autofahrer ist ein eigenwilliges Wesen, und unterscheidet sich daher in nichts von anderen Autofahrern anderswo. Auffallend allerdings ist die ausgeprägte Abneigung des FA (wir wollen uns im weiteren Verlauf dieser Betrachtung dieses Kürzels bedienen) den Blinker zu benutzen. Geschätzte 80% aller FA halten es für überflüssig die anderen Verkehrsteilnehmer über eine geplante Richtungsänderung zu informieren. Vielleicht ist es zu anstrengend, den Blinker zu betätigen, vielleicht ist gerade keine Hand frei, wer weiss. Möglicherweise ist die Blinkunwilligkeit aber auch durch das ausgeprägte Einbahnstraßensystem in Frankfurt begründet, das oft keine Wahl lässt, als z.B. rechts abzubiegen. Wenn man sich aber, als Radfahrer etwa, freundlich erkundigt, ob die Karre keinen Blinker hätte, wird man gerne mit einem deftigen „Halt`s Maul du Arschloch“ bedacht. Der FA unterscheidet sich in seiner Ausdrucksweise aber in keiner Weise von seinen autofahrenden Mitmenschen an anderen Orten. Wir wollen ihm da nichts unterstellen.
Es lässt sich aber nicht generell sagen, dass der FA nicht gerne blinkt. Das tut er sogar recht ausführlich und am liebsten auf allen 4 Kanälen. Das Warnblinksystem ist des FA liebstes Accessoire und wird bei allen sich bietenden Gelegenheiten genutzt. Beim regelwidrigen Parken auf Radwegen, Bürgersteigen oder in der zweiten Reihe etwa. Das heißt dann soviel wie „jaja, ich weiß, dass ich hier nicht stehen darf“, oder „bin gleich wieder da“ oder oft auch einfach nur „Obacht, ich stehe hier“. Auch kurz vor dem Wenden wird gerne die Warnblinkanlage in Anspruch genommen, das meint dann „Achtung, ich mache gleich was“.

Das der FA auch gerne beim Fahren telefoniert, und zwar ohne eine lästige Freisprechanlage, versteht sich fast schon von selbst und unterscheidet ihn nicht von seinen Artgenossen anderswo. Ebenso seine Leidenschaft, noch eben bei Rot über die Ampel zu brettern. Da wird auch gerne mal aus hundert Metern Entfernung auf`s Gas getreten um bei „Hellrot“ noch schnell die Ampel zu passieren. Selbstverständlich wird auch gerne da abgebogen, wo dies ausdrücklich untersagt ist. Der FA entwickelt also eine beachtliche kriminelle Energie, wenn er sich hinter das Steuer setzt. Aber auch das unterscheidet ihn nicht unbedingt von anderen Autofahrern anderswo.

Eines allerdings hat der FA allen Anderen voraus und das nutzt er intensiv; das Kennzeichen. Mit einem F und zwei weiteren Buchstaben lässt sich eine ganze Menge anfangen.
Die am weitesten verbreitete Variante ist das F.FM. Dies ist freilich ähnlich originell wie das B.MW, mit dem jeder zweite hauptstädtische BMW Fahrer seine Karosse kennzeichnet. Im Falle eines Totalschadens ist dann aber wenigstens noch das Fabrikat ablesbar.
Der FA ist ein überzeugter Vertreter der Spaßgesellschaft. Daher erfreut sich die Kombination F.UN großer Beliebtheit. Oft zu finden auf kleinen Fahrzeugen wie Smart, VW Beetle oder Mini Cooper. Die enorme Kriminalitätsrate Frankfurts spiegelt sich selbstverständlich auch in den Autokennzeichen wieder, F.BI. Das findet sich gerne an tiefergelegten 3er BMW oder auch an den SUV genannten Bürgerkriegsautos, die sich in Frankfurt, wie überall, großer Beliebtheit erfreuen. Dieses Kennzeichen kann der FA allerdings nicht uneingeschränkt genießen, der ungeliebte Nachbar aus Friedberg kann das nämlich auch, FB.I.
Das der Frankfurter gerne Sport treibt und sich fit hält, weiß jeder, der mal an einem sonnigen Tag einen Spaziergang am Main gemacht hat. Jogger, Radfahrer und Skater ohne Ende bevölkern die Uferpromenade. Auch für diese Begeisterung gibt es das entsprechende Kennzeichen, F.IT. Auch ernährungsbewusste Frankfurter, die sich natürlich auch fit halten, haben die Möglichkeit, ihre einfache Wahrheit per Kennzeichen zu kommunizieren, F.DH. Leider gibt es keine Möglichkeit für den FA, seine Anhängerschaft für die Eintracht per Autokennzeichen zu bekunden. Aber für den kleinen Bruder, den Bornheimer Zweitligaclub, geht das schon, F.SV. Ebenso wie für irgendwelche FC Vereine, F.CK, F.CB. Ansonsten kann der FA natürlich F.AN sein, von was auch immer.

Auch politisch Interessierte kommen nicht zu kurz, allerdings ist die Auswahl hier naturgemäß eingeschränkt. Aber die Anhänger der liberalen Partei haben schon die Möglichkeit, sich zu outen, F.DP. Wer der untergegangenen DDR nachtrauert, kann dies mit einem F.DJ Kennzeichen bekunden, leider nicht in blau. Und wer gerne auch außerhalb Bayerns die dortige Lokalpartei wählen würde, ist mit einem F.JS prima bedient. Auch die Freunde einer mittlerweile verbotenen Nazipartei können unverfänglich ihre Präferenz demonstrieren, F.AP. Na gut, da wollen wir mal keine böse Absicht unterstellen.
Das der Frankfurter ein aufgeschlossener, unverklemmter Zeitgenosse ist, stellt er gerne durch folgende Buchstabenkombination unter Beweis: F.KK. Manchmal ist es dann allerdings doch bedauerlich, dass nur drei Buchstaben zur Verfügung stehen. Aber da ist der FA kreativ und begnügt sich mit der phonetischen Lösung, F.IK (auch möglich in den Varianten F.UK, F.IC, F.UC). Manchen geht diese so offen zur Schau gestellte, Sinnesfreude allerdings zu weit. Sie plädieren für die Freiwillige Selbstkontrolle, F.SK. Was allerdings auch für eine langgediente Popband um Thomas Meineke stehen könnte. Ist allerdings unwahrscheinlich.
Auch eine gewisse Selbstironie kann man dem FA nicht absprechen. Den örtlichen Gegebenheiten angepasste Kleinwagen werden gerne mit dem Kennzeichen F.LO ausgestattet. Märchenfreunde hingegen freuen sich, wenn sie die gute F.EE nach hause trägt.
Manch FA bezieht sich gerne auf lokale Gegebenheiten, die naturgemäß außerhalb nicht zwingend nachvollziehbar sind. Die Hörer eines privaten Radiosenders können so beispielsweise ihre Vorliebe für flachste Musikunterhaltung durch ihr Kennzeichen öffentlich machen, F.FH.
Die Nähe des eigentlichen Wahrzeichens der Stadt, des berühmten Flughafens, sowie der Sitz einer bedeutenden überregionalen Tageszeitung, findet natürlich auch ihren Widerhall im Straßenverkehr, F.LY und F.AZ.

Der größte Feind des Frankfurters ist der Offenbacher. Dessen Kennzeichen, OF, wird in der Regel mit „Ohne Führerschein“ interpretiert. Sollte Ihnen jedoch mal ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen F begegnen, dann raten wir zu äußerster FORSICHT!

Dienstag, 19. Juni 2007

Grußwahn

Eine neue sprachliche Unsitte macht sich breit. Es reicht nicht mehr, einen Brief, eine Mail oder ein Fax mit schlichtem "Freundliche Grüße..", "Beste Grüße..", "Viele Grüße.." oder gar nur "mfG" abzuschließen. Nein, heute müssen es gleich "Sommerliche Grüße aus Dingenskirchen" oder "Sonnige Grüße aus Winsen an der Luhe" oder " Heiße Grü..." nein, das dann eher doch nicht. Aber vielleicht "Verschwitzte Grüße nach Berlin". Da sind der Phantasie ja kaum Grenzen gesetzt. Heute erreichte mich eine Mail, die mit "Schöne Junigrüße aus Solingen" abschloß. Nun, es freut mich aufrichtig, daß in Solingen auch Juni ist, echt.

Es ist ja noch zu toppen:
"Ein fröhliches Hallöchen aus dem Emsland!"
...........
"Liebe Grüssle"

uuuuaaaaaahhhhh.......

Mittwoch, 6. Juni 2007

Suhrkamp 4

Mensch Herr Grossner,

das ist ja `n Ding. Und ich nehm`s Ihnen übel, echt. Da stülpen Sie also die Taschen nach Außen (das ist nicht schlimm, glauben Sie mir, ist mir schon passiert und anderen auch), und spielen Nackten Mann, dem man nicht in die Taschen greifen kann. Ohne Moos nix los, sagt Volkes Mund. Bloß blöd, dass Sie zuvor vollen Mundes Anderes gelobt hatten, die Rettung des Zentrums deutschen Geisteslebens nämlich, des Suhrkamp Verlags. Nicht mehr und nicht weniger. Dieser wollte nicht gerettet werden, schon gar nicht von Ihnen. Egal, das deutsche Feuilleton hatte seinen Spaß, so Einen wie Sie hatte die schreibende Zunft schon lange nicht mehr vor der Feder; größenwahnsinnig, vollmundig, innovativ modernste Kommunikationstechniken nutzend. Auch über UBU (Ihre großartige Schöpfung, dieses SMS-Kürzel) haben Sie sich mitfühlend Gedanken gemacht: „UBU auch Mensch“. Das hat Grönemeyersche Qualität, Herr Grossner (vielleicht sollten Sie sich bei der deutschen Poptröte bewerben, als Texter versteht sich – Nichtsingen kann Grönemeyer alleine. Aber ich glaube, der schreibt auch seine Texte selbst). Wär` doch was!
Aber ich schweife ab (Sie kennen das, Herr Grossner). All das oben Genannte nehm` ich Ihnen nicht übel, es gibt schließlich ein Recht auf Dummheit. Übel nehme ich Ihnen, Herr Grossner, dass all dies passiert während ich mit meiner Holden zum Zwecke der Rekonvaleszenz und Kontemplation an fernen Gestaden weile, jeden Kontakt zu mitteleuropäischen Belangen bewusst meidend. Ich hatte also keine Ahnung, dass der AC Milan, dieser unsägliche Berlusconi Club (Berlusconi, Herr Grossner, haben Sie den schon mal.., ich meine, der hat`s doch, und jetzt noch mehr.. aber nein, das traue ich nicht mal Ihnen zu...), also, dass dieser Club die Champions League gewonnen hat, gewonnen Herr Grossner. Das wusste ich nicht und auch nicht, dass der Club, der 1 FC Nürnberg, das Deutsche Pokalfinale gewonnen hat, gewonnen Herr Grossner! Mein Freund L hat`s mir dann sehr bildhaft erzählt, inklusive aller Fouls und so, war auch schön. All dies wusste ich nicht, war auch egal. Aber ich wusste plötzlich, wo all das schöne Geld geblieben ist, mit dem Sie UBU unter die Arme greifen wollten oder so. Sie haben meinen, ebenfalls an dieser Stelle geäußerten, Vorschlag befolgt und den, ich glaub`s nicht, 1 FC St.Pauli gerettet. Die sind aufgestiegen Herr Grossner, zweite Liga! Keiner hät`s geglaubt zur Halbzeit, keiner! Und alles wegen Ihnen, Herr Grossner, das nötigt mir dann doch eine gehörige Portion Respekt ab, Herr Grossner (ich sag`s auch nicht weiter, dass das ursprünglich meine Idee war. Steht Ihnen bestimmt prima, das braune Retter T-Shirt!). Der Weltpokalsiegerbesieger in der 2. Liga! Ist nicht erste Kulturliga, aber zweite Fußballbundesliga ist sehr ehrenwert (interessiert auch mehr Menschen!). Und Fußball hat `ne Menge mit Kultur zu tun, glauben Sie mir.
Ist natürlich schade, dass es jetzt wieder nichts ist, mit Suhrkamp Büchern auf Rabatt oder für lau. Dann geht`s halt wieder in die Buchhandlung (Hamburg soll ja einige sehr schöne haben) zum vollen, preisgebundenen, Obolus. In der Schweiz ist ja der feste Buchpreis mittlerweile gesetzlich in die Limmat, oder sonst wohin, gekippt... aber ich fürchte, Sie wollen in der momentanen Situation gar nichts Näheres über das Alpenland hören!
Lästig sind natürlich all die neugierigen Schreiberlinge, die gerne wieder O-Ton von Ihnen hätten und Sie nicht erreichen. Also, wenn Sie sich verdrücken wollten, ich wüsste da was. Touristisch eher peripher behandelt und daher überaus preiswert, ohne gleichzeitig niveaulos zu sein. Wetter ist auch ok. Der Erholungswert ist beträchtlich.
Was macht eigentlich der Herr Barlach?

Besorgt,
Ihr Geyst

P.S. Und für Ihre 200-bändigen Memoiren finden Sie sicher auch noch einen Verleger.

Mittwoch, 25. April 2007

Vladimir Sorokin

Mittwoch / 2. Mai 2007 / 21.00 Uhr

Gaststätte Klabunt
Bergerstraße 228
Tel.: 069 94598140

Verena & Wolfgang Packhäuser
Freie Schauspieler, Wiesbaden
lesen
Vladimir Sorokin
Die Schlange

UK 5.99

Die Presse über die "Die Schlange":

Eines der eigenwilligsten und frechsten Werke, die in der russischen
Literatur der letzten Jahre erschienen sind... Die Liebesszene muß in der
Literatur als einzigartig gelten.

Süddeutsche Zeitung

Sorokin entlockt der Alltagsbanalität Farbigkeit und Witz neben Bosheit
und Niederträchtigkeit... ein wahres Kunststück der Absurdität.

Neue Zürcher Zeitung

Vladimir Sorokin wurde 1955 in Moskau geboren. Nach dem Studium der
Petrochemie arbeitete er als Buchillustrator, bevor er Ende der siebziger
Jahre erste literarische Anerkennung erfuhr. Berühmt wurde er mit dem
Roman "Die Schlange",der in zehn Sprachen übersetzt wurde. Sorokin
schrien zahlreiche Romane, Erzählungen, Theaterstücke. Sorokin gilt neben
Pelewin als wichtigster russischer Gegenwartsautor.

Montag, 19. März 2007

halloundgrüßgottundservusundmoinmoin...

Eine weitere sprachliche Unsitte breitet sich rasant aus: der verdoppelte Begüßungs- bzw. Abschiedsgruß. Keine Fahrt mit der Deutschen Bahn ohne vom Zugchef mit einem deftigen "Tschüß und Aufwiedersehen" verabschiedet zu werden. Weshalb eigentlich "und"? Einmal reicht völlig. Und wenn schon beides, dann doch bitte so; Tschüß oder Aufwiedersehen. Der mit "Tschüß" verabschiedete kommt nicht unbedingt wieder, oder man will nicht, daß er wiederkommt, das aber so direkt auch wieder nicht äußern. Beim "Aufwiedersehen" hofft oder wünscht man, daß der so verabschiedete auch mal wiederkommt und man ihn dann auch sieht. Oder ist der Zugchef unsicher, wie er mit seinen Gästen umgehen soll? Eher locker oder doch besser förmlich? Dann sagt er "Tschüß" zu denen, die er eventuell auch duzen könnte. Die "Aufwiedersehen"-Kandidaten wären dann die eher gesetzten, seriösen Herrschaften, die man am besten noch mit einem Diener, rsp. einem Handkuß, begrüßt. Oder gilt "Tschüß" für die 2. Klasse und "Aufwiedersehen" für die 1.?
Heute morgen hat irgendein Werbefritze, der im Radio für irgendwas warb, die Hörer mit "Servus und Grüßgott" begrüßt. Das war nun besonders dämlich, weil nicht mal eine landsmannschaftliche Differenzierung unterstellt werden kann. Hier ging`s eindeutig um Süddeutschland. Die Landsleute an der See wurden glatt unterschlagen, dabei haben die ja die optimale Begrüßungsformel gefunden, gilt morgens und abends und nachts und ist auch schon verdoppelt: moinmoin! Vielleicht war das beworbene Produkt aber auch nichts für den Norden!

Donnerstag, 8. März 2007

Grönemeyer und kein Ende

Die Zeiten sind schlecht. Bald darf man in der Kneipe nicht mehr rauchen, in 13 Jahren geht die Welt unter, also macht es auch keinen Spaß mehr, mit dem Porsche Cayenne in der Gegend rumzubrettern. Und unseren kleinen Ausflug nach Thailand wollen sie uns jetzt auch noch madig machen. Zu allem Überfluß besteht auch noch die Möglichkeit, daß die Bayern am Ende wieder Meister sind.
Zum Glück ist Trost nicht weit. Ein Gang in den Medienmarkt Ihres Vertrauens und zur neuen Grönemeyer CD gegriffen, die überall stapelweise rumliegt, als gäbe es nichts anderes. Der Barde, der sich, völlig ironieresistent, für einen "brillianten Sänger" hält, wie er SPON in einem 6 (!) seitigen Interview bekannte (gab`s schonmal ein 6 seitiges Interview mit z.B. Sonic Youth auf SPON?), hat wieder zugeschlagen. Und alle sind beglückt. Die, die es nicht sind, können hier ein kleines Preisausschreiben zu den "Barden aus dem Pott" mitmachen. Es gibt auch was Hübsches zu gewinnen.

Dienstag, 6. Februar 2007

Merkel und der Klimaschutz

Der UNO Bericht zur Entwicklung des weltweiten Raumklimas hat die Menschen in Deutschland aufgewühlt. Es ist zweifelsfrei bewiesen, dass der Mensch die Hauptursache für die Veränderung des Raumklimas ist.
Die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel hat der Zeitschrift „Die Schnelle“ ein Interview zum Thema gegeben, das hier in Auszügen wiedergegeben werden soll.

Die Kanzlerin zum Raumklima:
„Es ist 5 vor 12“

Die Schnelle: Frau Bundeskanzlerin, wir erleben einen der wärmsten Winter aller Zeiten. Die Menschen gehen auch im Winter raus, in die Restaurants, in die Kneipen. Sie bleiben nicht, wie sonst, zu hause, oder fahren in die Berge. Wie bedroht ist das Raumklima?

Angela Merkel: Die Situation ist in der Tat bedrohlich. Es gibt immer weniger Gletscher im Gebirge, die Stürme werden heftiger. Die Menschen halten sich also immer seltener im Freien auf, wo es weniger bedrohlich ist zu rauchen. Statt dessen gehen sie in geschützte Räume und rauchen dort.

Wie ernst ist die Lage?

Man kann es auch so sagen: Es ist fünf vor zwölf.

Was tun Sie persönlich in Ihrem Alltag für den Raumklimaschutz?

Wenn ich sage, es ist fünf vor zwölf, dann meine ich damit auch, dass ich jetzt meine letzte Zigarette für heute rauche. Nach zwölf ist Schluß! Auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Ich spare Zigaretten wie viele Menschen – das fängt damit an, dass man Zigaretten nicht sinnlos im Aschenbecher verglühen lässt und geht bis zum vernünftigen Lüften. Aber das Wichtigste ist: Wir müssen den Kopf frei machen für neue Wege. Man kann Wirtschaftswachstum haben, ohne dass der Nikotinverbrauch in gleichem Maße zunimmt.

Was müssen die Deutschen tun, um einer drohenden Raumklimakatastrophe entgegenzutreten?

Die Deutschen können als Vorreiter neue Lösungen entwickeln und wir müssen den eigenen Teer- und Kondensatausstoß weiter senken. Es gibt viele konkrete Möglichkeiten: Mehr Altbauwohnungen müssen gut wärmeisoliert werden. Dann wird es nach dem Lüften schnell wieder kuschelig warm. Und die Zigaretten sollten wieder besser gestopft sein. Das würde den Prokopfverbrauch an Zigaretten doch spürbar senken. Und wir könnten auch etwas zurückhaltender rauchen, nicht immer ständig voll durchziehen. Auch mal eine auslassen. Das spart Zigaretten und verringert damit die Rauch-belastung. Das ist auch gut für das eigene Portemonnaie. Beim Zigarettenkauf sollte der Preis und der Schadstoffausstoß eine wichtige Rolle spielen. Übrigens kann man auch durch die häufigere Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel Raumklimaschutz betreiben. Dort darf man ja bekanntlich nicht rauchen. Erfreulich ist, dass in Deutschland das Bewusstsein dafür seit Jahren wächst.

Ihr Parteifreund, der Hamburger Bürgermeister Ole von Beust, will für Deutschland auch ein generelles Rauchverbot nicht ausschließen. Ist das mit Ihnen als Kanzlerin machbar?

Die Diskussion über ein generelles Rauchverbot sehe ich nicht. Viele öffentliche Gebäude haben Beschränkungen, sind mit Raucherräumen ausgestattet. Das dient dem Klimaschutz.

Die pauschale Abgassenkung für Tabakwaren, die die EU anstrebt, wollen Sie nicht. Schützt Deutschland seine Tabakindustrie zulasten des Raumklima- und Nichtraucherschutzes?

Nein. Ich bin für die weitere Absenkung des Schadstoffausstoßes auch bei Zigaretten und Zigarren. Aber man kann nicht alle Zigaretten und Zigarren über einen Kamm scheren. Leichte Zigaretten müssen andere Grenzwerte als starke Zigaretten haben. Oder gar Zigarren. Deshalb sind pauschale Abgasgrenzwerte falsch. Wir brauchen ehrgeizige, aber eben unterschiedliche Reduktionsziele für die verschiedenen Marktsegmente bei Zigaretten und Zigarren. Wer die großen Zigarren herstellt, der kann nicht den geringsten Schadstoffausstoß haben.

Frau Merkel, es gibt neue Studien zur Gefährdung der Gesundheit durch Handystrahlen. Bereitet das Ihnen Sorgen?

Wir werden dies sorgfältig prüfen. Viele Menschen sind angesichts solcher Meldungen besorgt. Allerdings haben bisherige Studien andere Ergebnisse geliefert.

Dienstag, 23. Januar 2007

Grönemeyer singt wieder

Jetzt geht`s wieder los mit dem morgendlichen Gerenne. Heute war`s so gegen Viertel vor Acht. Zehnmetersprint zur Anlage und den Ton weggedreht. Das letzte Wort, das sich noch in die Hörbarkeit retten konnte lautete „Namen“. Kein geringerer als SEIN Name ist es, um den es hier geht. „Hier“ heißt schlicht „Lied 1 – Stück vom Himmel“ (Lied 1, da steht zu befürchten, dass Lied 2,3,4,... folgen), die neue Single des nationalen Popheiligtums Herbert Grönemeyer, erscheint am 2. Februar, also bald – Geduld! Bis dahin dürfen wir gewiss sein, den Song täglich tausendfach auf allen möglichen Stationen um die Ohren gehauen zu bekommen. Wenn Grönemeyer singt, drehen die Sender die Regler hoch, auf dass ja jeder mitbekommt, das Uns Herbert wieder im Studio war, Deutschland zu beglücken. Da herrscht Konsens, öffentlich und privat!
Radio Eins ist ja glücklicherweise ein Sender, der seine Hörer meist verschont mit Grönemeyer, Naidoo & Co. Aber da können sie auch nicht abseits stehen und lassen sich gerne einspannen vor den Karren des Grönemeyer Managements. Also muß ich morgens wieder rennen, wenn das Geknödel erklingt, das HG singen nennt. Abends kann ich sitzen bleiben, denn dann sendet Radio Eins richtig gute Musik und da wird es Grönemeyer nicht hinschaffen.
Das Gute an Grönemeyers Knödelgesang ist, dass man den Text nicht versteht. Auf Welt.de vom 19.01.07 war der Text zu finden. Man fragt sich, was ihm widerfahren ist, eine derartig schwülstige Erweckungspoesie zu erdichten! Ist ihm der Leibhaftige erschienen oder hatte er eine Audienz bei Ratzinger? Man weiß gar nicht, was man zuerst zitieren soll aus diesem Textgeschwurbel. Vielleicht das hier:
........
Bibel ist nicht zum einigeln
Die Erde ist unsere Pflicht
Sie ist freundlich, freundlich
Wir eher nicht
.....
Das kann die Titanic nicht unkommentiert lassen. Ist doch ein gefundenes Fressen.
Oder das:
.....
Religionen sind zu schonen
Sie sind für die Moral gemacht
.....
Da freut sich der Ratzinger.

Schön auch das:
......
es gibt Milliarden Farben
und jede ist ein eigenes Rot
......
(„You can have it in any color as long as it's black.“ Henry Ford über das Model T)

Das alles – und noch viel mehr – müssen wir jetzt täglich mehrfach über uns ergehen lassen, wenn wir keine Lust auf den Sprint zum Lautstärkeregler haben. Und es wird noch schlimmer. Im Sommer, wenn die neue LP da ist, geht Gröni auf Tour und füllt wieder wochenlang die Stadien der Republik.
Dabei gibt es doch auch gute Musik, Sonic Youth zum Beispiel, oder ..... ja, es gibt schon verdammt viel gute Musik.

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