Dienstag, 3. August 2010

Ich bin umgezogen.

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Freitag, 18. Juni 2010

Fan-Plunder

WM01
„Aufhören!“, schreit der aktuelle Spiegel die Kanzlerin und den Außenminister an. Er tut dies, in seltener Einmütigkeit mit der TAZ, Bild, FAZ u.s.w. Es heißt, nur noch ein Wunder könne die Regierung retten, das Wunder von Südafrika. Manch einer führt wieder das Wort vom Sommermärchen im Mund, nach einem einzigen, zugegebenermaßen, sehr guten Spiel gegen eine allerdings schwache Mannschaft.
„Aufhören!“ möchte man auch der einen oder anderen Fußballmannschaft da unten am Kap zurufen. Es ist oft nur schwer erträglich, wie bei dieser WM rumgekickt wird. Ich schau mir das alles dennoch an, denn ich mag Fußball. Was allerdings der mühevolle Sieg Brasiliens gegen die Nord-Koreaner mit Osama Bin Laden zu tun hat, bleibt ein Geheimnis von T-Online.
Wie gesagt, ich mag Fußball, dennoch bin ich froh, wenn diese WM endlich vorbei ist. Es ist nicht auszuhalten, nicht nur diese teilweise unsäglichen Spiele, sondern auch das Geschrei, das seit Monaten aus allen Medien schallt. Für jeden Blödsinn wird mit Fußball geworben, Katzenfutter, Autos, Gummibärchen, Bratwürste, Autoscheibenreparaturbetriebe und jede Menge anderes Zeug. WM03Der Abflug der Mannschaft nach Süd-Afrika im A 380 ist die Topmeldung der Abendnachrichten und über nichts wird sich mehr erbost, als über eine billige Plastiktröte. Das Gerede über das Spielzeug ist mittlerweile schwerer zu ertragen, als der Krach, den das Ding in der Lage ist, zu erzeugen. Und, mit Verlaub, Fangesänge sind nicht per se ein Ohrenschmaus, die Texte oft schon gar nicht. Wir sollten dankbar sein für die Vuvuzela.
Recht infantil scheint es auch, wenn sich erwachsene Menschen Fähnchen auf die Backe malen, Trikots anziehen, lustige Hüte oder bunte Perücken aufsetzen und in der Kneipe, beim gemeinsamen Fußballgucken, aufstehen, wenn die Nationalhymne erklingt. Ich hänge mir kein Fähnchen ans Fahrrad. Aber, so ganz konnte ich mich dem kollektiven Wahn doch nicht entziehen. Wenn alle Flagge zeigen, wollte ich nicht außen vor stehen und stellte ebenfalls eine kleine Fahne auf die Fensterbank, die Fahne von Grönland. Eine andere besitze ich nicht.
In Grönland wird auch Fußball gespielt, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Es gibt dort eine Liga und eine Nationalmannschaft, der Deutsche Sepp Piontek war einst ihr Trainer. Das Land ist nicht in der FIFA da es ein Teil Dänemarks ist, weitgehende Autonomie hin oder her. Aber das nur nebenbei.
„Football For Hope – Builds A Better Future“ ist hin und wieder zwischen Adidas und McDonalds auf den Werbebannern der WM-Stadien zu lesen. Diese bessere Zukunft sieht dann beispielsweise so aus, wie nach dem Spiel Deutschland vs. Australien. Hunderte von Ordnern demonstrierten nach dem Spiel, weil ihnen nur ein Bruchteil der zugesagten Entlohnung ausbezahlt wurde. Die Polizei ging mit Tränengas und Gummigeschossen auf die Demonstranten los. Was die FIFA dazu sagt, ist nicht bekannt.
Gestern fand ich einen Luftpostbrief im Briefkasten, von Hand frankiert. Er stammt aus Durban, South Africa. Die Schulleiterin der Deutschen Schule dort, Frau Ruth Böhmer, bittet mich mit persönlicher Anrede und in freundlichen Worten um eine Spende für die Schule, deren Betrieb sonst gefährdet scheint, selbstverständlich steuerabzugsfähig. Es sind einige Fotos beigelegt, die den Alltag der Schule zeigen. Alles sehr idyllisch dort in Durban. Das Schulgebäude sieht aus wie eine hochwertige Ferienanlage. Auf anderen Bildern sieht man, hauptsächlich weiße, Kinder beim gemeinsamen Essen, Spielen und Lernen. Hartz IV Familien, denen jetzt das Elterngeld gestrichen werden soll, wären sehr glücklich über derartige Lern- und Spielbedingungen für ihre Kinder. Frau Böhmer bittet mich, den beigefügten Überweisungsbeleg „möglichst heute noch“ auszufüllen und zur Bank zu bringen. Der Beleg weist eine „Fördergemeinschaft für kulturelle Arbeit und Bildung im Ausland“ in Herzogenaurach als Empfänger aus. Im Netz ist über diese „Fördergemeinschaft“ außer einem schlichten Telefonbucheintrag, nichts zu finden, keine Website, keine Satzung, kein Vorstand, nichts.
Woher die Deutsche Schule Durban meine Anschrift hat, weiß ich nicht. Aber weshalb dieser Brief ausgerechnet jetzt kommt, ist einleuchtend.
WM04

Nach dem Sieg einer jungen Frau aus Hannover bei einem Sangeswettstreit würde ein eventueller Titelgewinn der Fußballer die Deutschen wahrscheinlich völlig ausrasten lassen und Merkel und Westerwelle hätten ihren Spaß. Deshalb, liebe Nationalmannschaft, scheidet doch am besten noch in der Vorrunde aus. Damit würdet Ihr dem Land mehr dienen als mit einem möglichen Titelgewinn.
Und jetzt geh ich Fußball gucken, in Zivil.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Otto de Kat - Julia

juliacoverAn einem Sommernachmittag des Jahres 1981 entdeckt der Chauffeur und “Mädchen für Alles” van Dijk die Leiche seines Chefs, des Fabrikanten Christiaan Dudok, in dessen Arbeitszimmer. Es gibt keine Anzeichen für ein Fremdverschulden und der herbei gerufene Hausarzt diagnostiziert Selbstmord durch eine Melange aus Haferbrei und Tabletten.
Ein Abschiedsbrief ist nirgends zu finden. Einzig auf dem Schreibtisch liegt ein Exemplar des „Lübecker General-Anzeiger“ vom 2. April 1942. Darin ist ein Frauenname markiert, Julia Bender.
Erzählt wird die Geschichte aus der Rückschau des Selbstmörders während dessen letzter Stunden. Er zieht eine Lebensbilanz, eine Bilanz, die vor allem von einer Person bestimmt wird, Julia Bender.
Im Jahre 1938 absolviert Chris Dudok ein Praktikum bei den Lubecawerken, einer Lübecker Maschinenbaufabrik des Fabrikanten Knollenberg. Dudok soll, widerwillig, die heimische Maschinenbaufabrik seines Vaters in Amsterdam übernehmen. Er beschäftigt sich jedoch lieber mit Literatur und Philosophie, als sich Konstruktionszeichnungen zu widmen.
Die Ingenieurin Julia Bender ist die Assistentin Knollenbergs, dort lernen sie sich kennen. Er verliebt sich in die Ingenieurin. Bei einem ersten gemeinsamen Abendessen gibt sich Julia als Gegnerin des Naziregimes zu erkennen. Glaub ihnen nichts. Alles Geschriebene ist erlogen. (S. 26)
Julias geliebter Bruder ist Schauspieler. Nach einer Vorstellung in Lübeck, einem Einpersonenstück, verweigert der Darsteller, Andreas Bender, den anwesenden örtlichen Nazigrößen den Gruß. Daraufhin wird er interniert und Julia gerät ins Visier der Nazis.
Auf Druck der Gestapo entlässt Knollenberg Julia am nächsten Tag. Dudok soll persönlich das Kündigungsschreiben überbringen. Er bietet Julia an bei ihm unterzutauchen. Sie erleben ihre einzige gemeinsame Nacht, es ist der 9. Nov. 1938, die sog. “Kristallnacht“.
Julia fleht Dudok an, Deutschland zu verlassen. Er will sie mitnehmen nach Holland, sie lehnt ab, verspricht aber, im nachzufolgen, irgendwann. Versprich mir ,dass du noch heute abreist, du bringst mich in Gefahr, wenn du bleibst. (S. 59) Dudok reist ab, Julia bleibt zurück.
Das ist der Bruch, der Verrat, an dem Dudok zerbricht. Von diesem Moment an führt er ein falsches Leben.
Er übernimmt die Maschinenfabrik seines kranken Vaters, heiratet, ein Jahr nach seiner Rückkehr aus Lübeck, die Frau, die ihn mit großer Geduld umgarnt, und die er nie wirklich geliebt hat. Er hatte sie geliebt, ja. Von Zeit zu Zeit. Aus Rücksicht, aus Gewohnheit, aus Hilflosigkeit. (S. 31) Seine Bedingung für die Hochzeit war, dass die Ehe kinderlos bleiben sollte. Diese Welt wollte er niemandem zumuten. Niemals. (S. 73)
Julia bleibt Dudoks Geheimnis. Er redet mit niemandem über sie, auch nicht mit seiner Frau.
In den 60ger Jahren reist Dudok erstmals seit seinem Abschied von Julia, seinem Verrat, wieder nach Deutschland. Er besucht, als mittlerweile erfolgreicher Unternehmer, eine Messe in Frankfurt am Main. Julia ist allgegenwärtig. Wie befreit man sich von den glücklichsten Monaten seines Lebens? Wie schüttelt man Erinnerungen an Ereignisse ab, die das Leben in ein andere Richtung gezwungen haben, an einen Abschied, der einem die Seele geraubt hat? Wie? (S. 130) Auf dieser Messe begegnet ihm Knollenberg, der bis Julias Tod Kontakt mit ihr hatte. Sie verabreden sich für den Abend. Erst jetzt erhält Dudok Gewissheit über Julias Schicksal.

Julia ist ein berührender, sehr intensiver Roman. Ähnlich wie de Kats bereits auf Deutsch erschienenen Bücher Mann in der Ferne (2003) und Sehnsucht nach Kapstadt (2006) erzählt Otto de Kat eine Geschichte vom Abschied, von Einsamkeit und Schuld. Julia erzählt aber vor allem die Geschichte einer Liebe, einer verlorenen Liebe, die aufgrund der politischen Lage keine Chance hatte, gelebt zu werden.
Otto de Kat ist vor allem ein großer Stilist. Kein Wort ist zuviel in Julia, keines zuwenig. Mit seiner stilistischen Meisterschaft gelingt es de Kat, die Fallstricke des Kitsches zu umgehen, die in dieser Geschichte durchaus lauern. Stefan Geyer

Otto de Kat, Julia, Insel Verlag 978-3-458-17465-3 € 19,80

Dienstag, 18. Mai 2010

Die Kunst der Straße

FFM-B-08Die fest montierten, grünen Metallstühle auf dem Bornheimer Fünffingerplätzchen sind in der Regel von Männern unbestimmten Alters belegt, die alkoholische Getränke aus dem nahegelegenen Discountmarkt konsumieren. Eindeutige Hinterlassenschaften zeugen von diesem Tun; leere Flaschen, Chipstüten, Zigarettenschachteln liegen verstreut auf dem Pflaster und den Stühlen. Das ist nicht schön, aber normal. An anderen Plätzen in anderen Orten ist das ebenso. FFM-B-01


So war es auch am letzten Samstagabend. Herr K. und ich kamen auf dem Weg vom Irish Pub, in dem wir das Pokalfinale gesehen hatten, zum Klabunt am Fünffingerplätzchen vorbei. Es war kalt wie im Mai und zwei Männer saßen nebeneinander auf den Stühlen, jeder mit einer Bierdose in der Hand. FFM-B-02Alles wie immer also. Und doch war es ganz anders als sonst.
Ein Teppich von IKEA - ich habe den gleichen - lag auf dem Pflaster ausgebreitet, darauf verteilt allerlei Unrat. Alles wirkte arrangiert. Das war kein Zufall, das war gewollt, das war Kunst. Ich fragte die Männer, wer das gemacht hätte.
Das war ich, sagte der, der links saß. Der andere schwieg.
Ob ich die Installation fotografieren und eventuell im Internet veröffentlichen dürfe, war meine nächste Frage. Der Mann war einverstanden und sichtlich erfreut über die Aufmerksamkeit. Es hätte schon jemand anderes fotografiert. FFM-B-05
Den Teppich hätte er gefunden, ebenso das Brot, die gut erhaltenen Damenschuhe und die neuwertigen, weißen Turnschuhe. Es fanden sich ferner einige ortsübliche Dinge auf dem Teppich, leere Flaschen, Zigarettenschachteln und Werbebroschüren.
Ich war begeistert von der unerwarteten Kreativität an diesem Ort des Alkohols und des Mülls und knipste aus allen Perspektiven. Der Künstler legte Wert darauf, dass ich unbedingt die schwarzen Damenschuhe fotografieren solle, sie seien doch so schön. Herr K. machte den Eindruck, als hielte er mich für nicht ganz dicht.
Als ich meine Fotos gemacht hatte, verriet mir der Künstler noch seinen Namen und seine Adresse. Er hätte auch eine Website, wisse aber nicht mehr, wie sie heißt. Bevor ich mich verabschiedete, fragte ich noch, ob ich etwas spenden dürfe. Ich durfte und kramte mein Kleingeld zusammen, es müssen 4 bis 5 Euro gewesen sein. Für die Kunst, sagte ich, als ich ihm das Geld in die Hand drückte. Hans-Peter Kreis, so sein Name, freute und bedankte sich. Später dachte ich, ich hätte ihm auch ruhig zehn Euro spenden können.
Im Klabunt nervte ich Herrn K. mit meinen Fotos und meiner Euphorie.

Auf dem Nachhauseweg kam ich wieder am Platz vorbei. Die Männer waren weg, die Kunst noch da. Noch in der Nacht suchte ich im Internet nach Hans-Peter Kreis, konnte ihn aber leider nicht finden. Eine Website schon gar nicht.FFM-B-06


Am nächsten Tag war das Werk allerdings schon sehr verändert. Die Schuhe fehlten, was verständlich war. Das Brot war noch da, nur zwei Tauben machten sich daran zu schaffen. Sie trippelten respektvoll vom Teppich, als ich mich näherte um zu fotografieren.

FFM-B-07








Einen weiteren Tag später erinnerte nur mehr der Teppich an das Werk. Er lag zusammengefaltet unter einem Mülleimer. Auf dem Platz saßen wieder Männer und tranken Bier. Alles war wie immer.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Der Mai

Mützen sieht man allenthalben
Schirme, Mäntel ebenso
Pfützen spiegeln graue Wände
Kurze Röcke nirgendwo

Berge sind von Schnee befallen
Straßen strahlen anthrazit
Winde lassen Blätter regnen
Die Sonne hinter Wolken flieht

Verstummte Masken schleichen
Gramgebeugt ohne ein Gesicht
Der Mai ist bald vorüber
Der Winter jedoch nicht

Samstag, 1. Mai 2010

Ist das noch Popmusik – Clogs, The Creatures in the Garden of Lady Walton

Clogs_Niemals hätte ich von einer Brooklyner Band namens Clogs gehört, wenn ich nicht ein Fan wäre, ein sehr großer Fan von Shara Worden, die als My Brightest Diamond firmiert. Ich tue das, was man als Fan so tut. Ich bin Abonnent ihres Newsletters, ich folge ihr auf Twitter, mir „gefällt“ (bis vor kurzem durfte man einfach noch „Fan“ sein) ihre Facebookseite, ich fahre auch mal mitten in der Woche ein paar hundert Kilometer um sie live zu sehen und ich habe das Bestreben, jedes Stückchen Musik, das sie irgendwo veröffentlicht, zu besitzen, in welcher Form auch immer. Allerdings habe ich es mir versagt, ein T-Shirt am Mechandisingstand in der Schorndorfer Manufaktur zu kaufen. Das bereue ich mittlerweile.
Die Online-Aktivitäten von Shara Worden sind rar, sie konzentriert sich auf das Wesentliche, ihre Musik. Ein neues, eigenes Album ist derzeit noch nicht in Sicht. Statt dessen ist sie mit zahlreichen Gastauftritten beschäftigt, z. B. auf der letzten Platte von The Decemberists oder bei dem neuen Werk von David Byrne.
Jetzt also mit Clogs, dem Kammerpop Projekt des The National Gitarristen Bryce Dessner. Shara Worden singt auf sechs der zehn Songs ihrer letzten Platte.
The Creatures in the Garden of Lady Walton heißt das mittlerweile fünfte Album der Band. Es ist das erste mit Songs nach vier rein instrumentalen Alben. Verantwortlich für die Musik zeichnet die Geigerin der Clogs, die Australierin Padma Newsome. Neben Shara Worden wird die vierköpfige Band von einem Streichquartett sowie von Bryce Dessners Kollegen von The National, Matt Berninger, als auch von Sufjan Stevens unterstützt. Hier ist also ein Teil der Brooklyner Musikprominenz versammelt. Wahrscheinlich muß man in Brooklyn eine halbe Stunde telefonieren und am nächsten Tag treffen sich die Musiker, die man braucht, im Studio. Vieles vom dem, was aus Brooklyn kommt ist sehr ambitioniert, seien es Anthony and the Johnsons, The National, The Decemberists oder auch My Brightest Diamond. Dennoch, einen „Brooklyn Style“ gibt es nicht. Hier werden die Stile gemischt, es gibt keinerlei Berührungsängste. Rock, Jazz, Folk, Klassik alles dient als Inspirationsquelle für Brooklyner Bands. So wundert es nicht, wenn die Clogs auf ihrer MySpace Seite die „Energie der Rockmusik“, die „Melodien der Folkmusik“ und die „Finesse der Kammermusik“ als Inspirationsquellen genannt werden. Man könnte getrost noch Minimal Music hinzufügen. Als Einflüsse werden weiterhin u. a. John Cage, Steve Reich, Philipp Glas, Beethoven und Brahms genannt. Mir kam auch hin und wieder das Penguin Cafe Orchestra in den Sinn.
Gleich das erste Stück Cocodrillo entführt uns in längst vergangene Welten. Das vielstimmige a capella Stück klingt wie ein Coral. Gefolgt von einem Instrumental I Used To Do bei dem eine E-Gitarre die Hauptstimme übernimmt und an Filmmusik erinnert. Dann folgt mit On the Edge ein Track, bei dem Shara Wordens Qualitäten als gelernte Opernsängerin zu Tragen kommen. Es ist keine bessere Sängerin als Shara Worden für dieses Projekt denkbar.
The Creatures in the Garden of Lady Walton ist ein ruhiges, sehr schönes, abwechslungsreiches, kammermusikalisches Album. Nicht für jeden Tag aber für manche blaue Stunde ist das der ideale Soundtrack. Und als Fan bin ich natürlich dankbar für diese Perle. Ob das nun Popmusik ist oder nicht, ist mir dann auch völlig egal.

Clogs bei MySpace

Clogs Website

Mittwoch, 21. April 2010

Erneuter Versuch, das Rauchen aufzugeben.

Teil 1

Gestern war es wieder soweit. Am Vorabend hatte ich die Reste des Tabaks geraucht . Gestern morgen war dann keiner mehr da. Dafür stehen in der Ecke schon seit einigen Wochen eine Packung Nicorette Inhaler. Das ist ein Mundstück, in das eine nikotinhaltige Kapsel gesteckt wird. Diese Kapsel gibt angeblich 4 mg Nikotin ab. Bei meinem Zigarettenkonsum empfiehlt der Hersteller den Gebrauch von 6 – 8 Kapseln täglich. Das würde bedeuten, alle drei Tage eine Packung Nicorette zu kaufen. Zigaretten sind billiger, ich begnügte mich mit einer Kapsel. Es reicht, an einem Mundstück rumzukauen und die Illusion zu haben, es springe auch etwas Nikotin dabei raus. Tatsächlich schmeckt es so, als zöge man an einer kalten Pfeife.
Mein Verlangen nach einer Zigarette hielt sich in Grenzen und ich musste das Mantra, das ich mir zurechtgedichtet hatte, nicht einsetzen. Autosuggestion scheint mir wichtig beim Versuch, das Rauchen aufzugeben. Da kann so ein kleines Mantra sehr hilfreich sein. Es hat mir schon mal geholfen. Damals habe ich ein Jahr lang nicht geraucht.
Aber mir ging es total anders gestern, anders als an normalen Rauchertagen. Ich war aufgedreht, teilweise schon regelrecht euphorisiert, fühlte mich voller Energie und Tatendrang. Am Abend habe ich was gekocht und eine Flasche Wein geöffnet. Ich weiß aus Erfahrung, das alles besser und intensiver schmeckt, wenn man nicht raucht. Und ich hatte das Gefühl, es war schon gestern so.
Dann geschah etwas, was mir als Raucher nie passiert ist. Ich wurde um 22 Uhr müde, dabei hatte ich sehr lange geschlafen. Gegen 24 Uhr ging ich dann endlich ins Bett, viel früher als sonst, las noch lange und – konnte nicht einschlafen. Irgendwann ging`s dann doch, aber ich wurde in der Nacht wieder wach. Es war noch dunkel. Gegen morgen schlief ich wieder ein, träumte irgendwas und schlief unruhig noch eine Weile.
Nach dem Frühstück heute morgen gönnte ich mir eine neue Kapsel Nicorette.

Donnerstag, 15. April 2010

Meine Wecker

Neulich war es wieder soweit, ich musste meine Wecker auf die bescheuerte sog. Sommerzeit umstellen. Ich besitze sechs Wecker, und keiner davon ist ein Funkwecker. Der einzige Funkwecker, den ich jemals besaß, war ein Geschenk meiner Mutter. Ich war damals froh eine Antwort auf die Frage, „Was willst du denn zu Weihnachten?“, gefunden zu haben. Meistens fiel mir zu dieser Frage keine Antwort ein, ich brauchte nie etwas, wenigsten nichts, was sich meine Mutter leisten könnte. „Vielleicht einen Wecker“, antwortete ich. „einen Wecker, der mich sanft aus meinen Träumen holt“.
Sie entschied sich dann für einen Funkwecker, der mich in ansteigenden, fünfminütigen Intervallen aus dem Bett holen sollte. Er hat nicht lange überlebt. Bereits am zweiten Tag flog er, beim Versuch, das lästige Gebimmel abzustellen, vom Nachttisch. Die Batterie fiel raus und der große Zeiger wurde so verbogen, dass er am kleinen hängen blieb.
Damit ereilte ihn das selbe Schicksal wie alle meine Wecker. Ich habe noch jeden vom Nachttisch geschmissen. Die meisten zeigten dann zwar immer noch die Zeit an, weckten aber nicht mehr. Das machte sie mir sympatisch, und ich habe sie nicht entsorgt, nur weil sie vom Wecker zur normalen Uhr mutierten.
Der Funkwecker war nicht der erste, den mir meine Mutter schenkte. Schon vor einigen Jahren beantwortete ich die Weihnachtsfrage mit „Einen Wecker vielleicht“. Wahrscheinlich hatte ich kurz vorher mal wieder einen unbrauchbar gemacht. Sie schenkte mir dann ein Monstrum im Retrodesign vom Kaffeeröster. Auch der flog nach einigen Tagen vom Nachttisch. Allerdings ging dabei nur das Glas zu Bruch, ansonsten funktionierte er noch. Noch heute steht er neben meinem Bett, wo ich ihn aber eigentlich nicht mehr brauche. Zumal sein morgendliches Geklingel nur sehr schwer zu ertragen ist. Ein Tag, der mit so einem furchtbaren Geräusch beginnt, kann kein guter Tag werden. Irgendwann habe ich den Retrowecker durch ein moderneres Modell ersetzt, ebenfalls vom Kaffeeröster. Ein kleiner Wecker im Taschenformat in einem stabilen Metallgehäuse. Er hat den Crashtest gut überstanden, nur die Knopfbatterie flog raus und ließ sich, nachdem ich sie endlich unter dem Bett gefunden hatte, problemlos wieder einsetzen.
In meiner Küche steht neben dem Herd eine Uhr, die ebenfalls ehemals ein Wecker war. Sie ist ein Geschenk von D. und so ziemlich alles, was ich noch von ihr habe; ein paar Fotos, jede Menge schöner Erinnerungen (die weniger schönen habe ich verdrängt) und eben dieser Wecker. Sie schenkte ihn mir zum Geburtstag, oder zu Weihnachten, ich weiß es nicht mehr. Aber ich hatte mir einen Wecker gewünscht, ein Modell, bei dem man die Zeit ablesen kann. Das ist heutzutage nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. Ein schlichter analoger Wecker, also mit Zeigern, sollte es sein und das wurde er dann auch. Heute ist er voller Fettspritzer und dient mir als Eieruhr. Was aus D. geworden ist, weiß ich nicht, obwohl wir mittlerweile wieder in der selben Stadt wohnen, nur ein paar Straßen voneinander entfernt.
Einmal, es ist schon sehr lange her, ich wohnte mit B. zusammen, habe ich einen Wecker an die Wand geschmissen. Er klingelte, ich nahm ihn und schmiss ihn gegen die Wand. Er zerbarst in mehrere Teile und die Zeiger, sie waren rot, landeten dicht beieinander am Kopfende meines Bettes auf dem Boden. Ich nahm das als ein Zeichen – für irgendwas. Es war das einzige Mal, dass ich einen Wecker mutwillig zerstört habe, falls sich von Mutwilligkeit sprechen lässt, wenn man abrupt aus der Tiefe des Schlafs geholt wird und noch unzurechnungsfähig ist. Ich weiß nicht mehr, ob B. mir den Wecker geschenkt hatte, aber an ihr lag es jedenfalls nicht, dass ich ihn an die Wand geschmissen habe. Ihretwegen habe ich nur mal ein volles Bierglas über den Tresen auf die Spüle einer Kneipe gestoßen. Aber das ist eine andere Geschichte.

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