Suhrkamp 3
Jetzt ist wieder Musike drin in der Suhrkamp Soap. Das Thema findet noch immer prominente Plätze in der seriösen Presse, aber auch in Bild (seitenfüllend!). Ab 1. Januar sind die beiden Hamburger Investoren offizielle Eigner der Medienholding AG Winterthur, die 29 Prozent an dem Frankfurter Verlag hält.
Der Tagesspiegel vom letzten Sonntag (07.01.07) hat ein besonders hübsches Exponat von Herrn Grossner (von Barlach, Conradi und Joachim Unseld hört man gar nichts mehr) vorzuweisen, eine Neujahrsglückwunschkarte, die in ihrer Anmutung an Welterklärungs-darstellungen der Zeugen Jehovas gemahnt, oder auch an Scientology (man sollte drauf achten, ob Herr Grossner am kommenden Samstag der Eröffnung der Berliner Repräsentanz der Sekte beiwohnt. Die Welt retten wollen ja beide! Und Kohle machen, klar!). Die Glückwunschkarte zeigt in der unteren Hälfte ein Kommandozentrum, nicht unähnlich dem eines Atomkraftwerks, schwarz-weiss-naiv. In der rechten oberen Hälfte sehen wir eine von der Sonne großzügig bestrahlte Villa. Unschwer zu erraten; Grossners Villa am Alsterstand . In der linken Ecke dann eine Weltkarte, Europa schwarz, der Rest weiß. Eine Fahne der Medienholding AG Winterthur steckt irgendwo knapp über Mexiko. Darunter dann die 3 Begriffe, mit denen Grossner so gerne um sich schmeißt: Wissen Weltethos Weltzukunft 99 (die Karte war wohl früher schon mal im Einsatz), weiter zu sehen: ein dämlich grinsender Delphin, der mit einer Weltkugel spielt sowie eine Heuschrecke (ich vermute, für eine Heuschrecke ist Herr Grossner zu dumm). Als begnadeter SMS Schreiber hat sich der Hamburger ja auch hervorgetan, wie dem Spiegel zu entnehmen war („..., hope2 c U 2m @ Kleist-Preis“).
Lassen wir Grossner und Co. sich ruhig weiter lächerlich machen, genug Gelegenheit haben sie noch. Die Gerichte haben das Wort und das kann dauern.
Es ist an der Zeit über das Suhrkamp Programm zu reden. Die Vorschauen sind da, schlicht und schön. Man war ja neugierig, aber, ich schwöre, kein einziges Buch über Hexen! Ehrlich! Statt dessen ein typisches Suhrkamp Programm, souverän und unvergleichbar. Bekannte Namen (Beck, Begley, Bernhard, Handke, Hesse, Kluge, Koeppen, Treichel) neben weniger oder gar gänzlich unbekannten. Dem oft wiederholten Vorwurf, Suhrkamp hätte keine neuen deutschen Autoren, tritt der Verlag in diesem Frühjahrsprogramm besonders eindringlich entgegen. Gleich vier (!) Autorinnen und Autoren finden mit ihren ersten oder zweiten Büchern Platz im Hauptprogramm des Verlages. Kevin Vennemann (29), Ariane Breidenstein (32), Paul Brodowsky (26), Thomas Melle (31) – man darf gespannt sein, wenn auch die Gefahr besteht, dass sich diese Autoren gegenseitig im Wege stehen. Einen Reader nebst CD zu diesen Autoren hat der Verlag produziert, sein Anliegen zu verdeutlichen. Das Vorwort zu diesem Reader verirrt sich allerdings etwas im sprachlichen Nirvana.
Letztendlich Marginalien, solche Ausrutscher. Das Programm machen sie nicht schlechter. Kein zweiter deutscher Verlag hat ein solches ausgeprägtes Osteuropaprogramm. Hier waren in der Vergangenheit oft die größten Entdeckungen zu machen. Erinnert sei an Juri Andruchowitsch oder Attila Bartis. Im Frühjahr freuen wir uns auf einen Roman des jungen Polen Wojciech Kuczok mit dem schönen Titel „Dreckskerl“. Oder auf einen Band mit Erzählungen und Fragmenten von Zygmunt Haupt in der schönsten Reihe, die es auf dem deutschen Buchmarkt gibt, der Bibliothek Suhrkamp.
Ist der Verlag Schuld an der ihm in letzter Zeit oft vorgeworfenen angeblichen Bedeutungslosigkeit. Kann ein Verlag Schuld sein an der zunehmenden Verdummung einer Gesellschaft. Kann ein Verlag verantwortlich sein für den Erfolg solcher Figuren wie BohlenDaddelNaddelWaddeletcpp....? Ist Suhrkamp Schuld an der grassierenden Utopiemüdigkeit? Mit dem Band „Und jetzt?“ versucht der Verlag nichts anderes als eine Bestandsaufnahme über Protest und Propaganda am Anfang des 21. Jahrhunderts. Und wo? In der edition suhrkamp, dieser schon oft totgesagten Reihe, die wie keine andere den Begriff der „Suhrkamp Kultur“ repräsentiert. Ebenfalls in der edition ein Band mit Arbeitsreportagen für die Endzeit, „Schicht!“ Die Liste der Beiträger liest sich wie ein Who is Who der zeitgenössischen deutschen Literatur; von Wilhelm Genazino über Thomas Kapielski und Oliver Maria Schmitt bis zu Juli Zeh, um nur einige zu nennen.
Dieses Programm zeugt von einem quicklebendigen, selbstbewussten Verlag, der weiß wo er herkommt und auch wo er hinwill.
Und Herr Grossner weiß das natürlich auch alles genau. Hope, not 2 c U @ SV!
Der Tagesspiegel vom letzten Sonntag (07.01.07) hat ein besonders hübsches Exponat von Herrn Grossner (von Barlach, Conradi und Joachim Unseld hört man gar nichts mehr) vorzuweisen, eine Neujahrsglückwunschkarte, die in ihrer Anmutung an Welterklärungs-darstellungen der Zeugen Jehovas gemahnt, oder auch an Scientology (man sollte drauf achten, ob Herr Grossner am kommenden Samstag der Eröffnung der Berliner Repräsentanz der Sekte beiwohnt. Die Welt retten wollen ja beide! Und Kohle machen, klar!). Die Glückwunschkarte zeigt in der unteren Hälfte ein Kommandozentrum, nicht unähnlich dem eines Atomkraftwerks, schwarz-weiss-naiv. In der rechten oberen Hälfte sehen wir eine von der Sonne großzügig bestrahlte Villa. Unschwer zu erraten; Grossners Villa am Alsterstand . In der linken Ecke dann eine Weltkarte, Europa schwarz, der Rest weiß. Eine Fahne der Medienholding AG Winterthur steckt irgendwo knapp über Mexiko. Darunter dann die 3 Begriffe, mit denen Grossner so gerne um sich schmeißt: Wissen Weltethos Weltzukunft 99 (die Karte war wohl früher schon mal im Einsatz), weiter zu sehen: ein dämlich grinsender Delphin, der mit einer Weltkugel spielt sowie eine Heuschrecke (ich vermute, für eine Heuschrecke ist Herr Grossner zu dumm). Als begnadeter SMS Schreiber hat sich der Hamburger ja auch hervorgetan, wie dem Spiegel zu entnehmen war („..., hope2 c U 2m @ Kleist-Preis“).
Lassen wir Grossner und Co. sich ruhig weiter lächerlich machen, genug Gelegenheit haben sie noch. Die Gerichte haben das Wort und das kann dauern.
Es ist an der Zeit über das Suhrkamp Programm zu reden. Die Vorschauen sind da, schlicht und schön. Man war ja neugierig, aber, ich schwöre, kein einziges Buch über Hexen! Ehrlich! Statt dessen ein typisches Suhrkamp Programm, souverän und unvergleichbar. Bekannte Namen (Beck, Begley, Bernhard, Handke, Hesse, Kluge, Koeppen, Treichel) neben weniger oder gar gänzlich unbekannten. Dem oft wiederholten Vorwurf, Suhrkamp hätte keine neuen deutschen Autoren, tritt der Verlag in diesem Frühjahrsprogramm besonders eindringlich entgegen. Gleich vier (!) Autorinnen und Autoren finden mit ihren ersten oder zweiten Büchern Platz im Hauptprogramm des Verlages. Kevin Vennemann (29), Ariane Breidenstein (32), Paul Brodowsky (26), Thomas Melle (31) – man darf gespannt sein, wenn auch die Gefahr besteht, dass sich diese Autoren gegenseitig im Wege stehen. Einen Reader nebst CD zu diesen Autoren hat der Verlag produziert, sein Anliegen zu verdeutlichen. Das Vorwort zu diesem Reader verirrt sich allerdings etwas im sprachlichen Nirvana.
Letztendlich Marginalien, solche Ausrutscher. Das Programm machen sie nicht schlechter. Kein zweiter deutscher Verlag hat ein solches ausgeprägtes Osteuropaprogramm. Hier waren in der Vergangenheit oft die größten Entdeckungen zu machen. Erinnert sei an Juri Andruchowitsch oder Attila Bartis. Im Frühjahr freuen wir uns auf einen Roman des jungen Polen Wojciech Kuczok mit dem schönen Titel „Dreckskerl“. Oder auf einen Band mit Erzählungen und Fragmenten von Zygmunt Haupt in der schönsten Reihe, die es auf dem deutschen Buchmarkt gibt, der Bibliothek Suhrkamp.
Ist der Verlag Schuld an der ihm in letzter Zeit oft vorgeworfenen angeblichen Bedeutungslosigkeit. Kann ein Verlag Schuld sein an der zunehmenden Verdummung einer Gesellschaft. Kann ein Verlag verantwortlich sein für den Erfolg solcher Figuren wie BohlenDaddelNaddelWaddeletcpp....? Ist Suhrkamp Schuld an der grassierenden Utopiemüdigkeit? Mit dem Band „Und jetzt?“ versucht der Verlag nichts anderes als eine Bestandsaufnahme über Protest und Propaganda am Anfang des 21. Jahrhunderts. Und wo? In der edition suhrkamp, dieser schon oft totgesagten Reihe, die wie keine andere den Begriff der „Suhrkamp Kultur“ repräsentiert. Ebenfalls in der edition ein Band mit Arbeitsreportagen für die Endzeit, „Schicht!“ Die Liste der Beiträger liest sich wie ein Who is Who der zeitgenössischen deutschen Literatur; von Wilhelm Genazino über Thomas Kapielski und Oliver Maria Schmitt bis zu Juli Zeh, um nur einige zu nennen.
Dieses Programm zeugt von einem quicklebendigen, selbstbewussten Verlag, der weiß wo er herkommt und auch wo er hinwill.
Und Herr Grossner weiß das natürlich auch alles genau. Hope, not 2 c U @ SV!
Geyst - 11. Jan, 22:24